Meist sind Unternehmen im Bereich der Bürokratie nur extern gegenüber Behörden betroffen (welche Bürokratie-Pflichten Unternehmen besonders belasten). Umso bemerkenswerter ist es, wenn ein Unternehmen auch intern bestehende Vorschriften und Regeln auf den Prüfstand stellt und gehörig ausmistet.
So wurde nun bekannt, dass der Autokonzern Daimler einen Vorschriftenkatalog für Mitarbeiter mit ca. 1.800 Regeln hat. Dass diese auch nicht verhindert haben, dass der Autobauer noch 2010 wegen Korruption vor Gericht stand, zeigt vielleicht schon, dass es Grenzen der Wirksamkeit gibt:
- Einerseits können zu viele Vorschriften irgendwann nicht mehr wahrgenommen und damit auch nicht mehr berücksichtigt werden. Ein Beispiel sind die Steuergesetze. Hier sind selbst Experten auf einem Spezialgebiet teilweise nicht mehr in der Lage den aktuellen Stand zu folgen.
- Andererseits halten sich die Betroffenen in bestimmten Fällen bewusst nicht daran. Dann helfen zumindest unmittelbar diese Vorschriften und Regeln auch wenig.
Daimler hat nun den Regelkatalog laut Euro 03/2012, S. 31 von 1.800 auf ca. 1.000 Regeln reduziert. Das sind zwar immerhin noch 1.000 Regeln, aber für einen Vorgang für 12 Monate eine recht mutige Aktion. Das Optimum liegt ja bekanntlich bei so wenig, dass ein weiteres Weglassen nicht mehr mögich wäre. Dem sollte sich nicht nur der Gesetzgeber wieder vermehrt annehmen.
Interessant ist die Begründung. Denn der überbordende Compliance-Katalog verhinderte Aufträge. Die vielen Regeln lähmten also im Alltag. Man darf nun gespannt sein, wie weit die Eigenverantwortung der Mitarbeiter reicht.
Daimler wurde übrigens auf Anklage der US-Justiz zu 185 Millionen USD Strafe verurteilt.